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NOA-Jahrestagung II

Der zweite Tag des Treffens wurde mit Berichten der jeweiligen Studiengruppen zum gegenwärtigen Stand der NOA-Studien eröffnet. Neben aktualisierten Daten zu laufenden oder mittlerweile beendeten Untersuchungen wurden auch mehrere derzeit noch in Planung befindliche Projekte vorgestellt.

 

Große Aufmerksamkeit erregte die NOA-09/CeTeG-Studie, die die Wirksamkeit einer Kombination von Temozolomid und CCNU bei neudiagnostizierten Glioblastomen mit methyliertem MGMT-Promoter untersucht hat. Der primäre Endpunkt dieser multizentrischen Studie war mit dem Gesamtüberleben (OS) angegeben, welches im Kombinationsarm einen signifikanten Vorteil zeigte. Die finalen Daten der Studie werden zur SNO-Jahrestagung Mitte November in San Francisco, California vorgestellt.

 

Weiterhin wurden Updates zu den Studien NOA-10/GLIAA, NOA-11/PDT, NOA-12/NONK-3, NOA-14/HIPPORAD und NOA-16/NONK-6 diskutiert sowie die neuen Studien NOA-13, NOA-17/GlioCave, NOA-18/IMPROVE-CODEL, NOA-19, NOA-20/N2M2, NOA-21/Amplify-NeoVac und NOA-24/N3M3 vorgestellt.

 

  • In der NOA-10 soll beim Glioblastomrezidiv der Wert einer Re-Bestrahlung nach FET-PET gegenüber einer Re-Bestrahlung nach kontrastmittelgestütztem MRT untersucht werden. Mit den inzwischen 105 für die Studie rekrutierten Patienten wurde die Hälfte der angestrebten Anzahl erreicht.
  • Bei der NOA-11 handelt es sich um die Untersuchung der photodynamischen Therapie, ebenfalls im Glioblastomrezidiv. Der Rekrutierungsstart dieser Studie zögert sich weiter hinaus, da es derzeit noch Schwierigkeiten bei der Zertifizierung der für die Studie neu beschafften Technik gibt.
  • Bei Patienten mit erstem und zweitem Rezidiv eines Glioblastoms verglich die Phase-II der NOA-12 eine alleinige Re-Bestrahlung mit der Kombination aus Re-Bestrahlung und BIBF1120, einem Multikinase-Inhibitor für VEGFR2, FGFR und PDGFR. Da sich in einer Interimsanalyse nach Beobachtung von 19 Patienten im Kombinationsarm kein positives Signal für den primären Endpunkt des progressionsfreien Überlebens nach sechs Monaten zeigte, wurde die Studie vorzeitig abgebrochen.
  • Neu vorgestellt wurde die NOA-13, eine Registerstudie für primäre ZNS-Lymphome, die für alle Patienten mit einer solchen Diagnose offen ist, die unter 70 Jahre alt sind und primär mit einer MTX-basierten Chemotherapie ohne Strahlentherapie behandelt werden.
  • Die NOA-14 untersucht bei multiplen Hirnmetastasen die Fragestellung, ob die Ganzhirnbestrahlung plus Boost mit Aussparung des Hippocampus einen Vorteil im Hinblick auf die Gedächtnisleistung der Patienten bringt. Verglichen wird mit derselben Intervention ohne Hippocampusschonung. Die Studie rekrutiert seit August 2016, bislang wurden 13 Patienten randomisiert.
  • Bei der NOA-16 handelt es sich um eine multizentrische Immuntherapiestudie der Phase-I, welche die Wirksamkeit einer mutationsspezifischen IDH1-Peptidvakzinierung bei neudiagnostizierten Grad-III- und Grad-IV-Gliomen untersucht. Teilnehmende Patienten wurden in die drei Studienarme – Vakzine in Kombination mit einer Radiotherapie, einer Chemotherapie mit Temozolomid oder einer kombinierten Radiochemotherapie mit Temozolomid – randomisiert. Die Rekrutierung der Studie konnte bereits früher als geplant abgeschlossen werden. Aktuell läuft die Analyse der 30 auswertbaren Patienten, eine Publikation der Daten wird in der ersten Jahreshälfte 2018 erwartet.
  • Mit der NOA-21 steht zudem bereits eine Nachfolgestudie der NOA-16 in den Startlöchern. Hierbei handelt es sich um eine multizentrische randomisierte Phase-I-Studie eines mutationsspezifischen (IDH1R132H) Pepidvakzins bei Rezidivpatienten. Wann die Studie öffnen wird, steht noch nicht fest.
  • Die NOA-17 zählt ebenfalls zu den Neuerungen. Die multizentrische, randomisierte Phase-II-Studie untersucht die Wirksamkeit einer adjuvanten Strahlentherapie der Resektionshöhle nach kompletter Resektion eines Glioblastomrezidivs.
  • Bei der NOA-18 wird der Frage nachgegangen, ob bei den 1p/19q-codeletierten Gliomen die bei diesen Tumoren etablierte PCV-Chemotherapie in Kombination mit einer Strahlentherapie besser läuft oder das neue Konzept CCNU+TMZ, bei dem man auf eine zusätzliche Bestrahlung verzichten würde. Als innovativ kann hierbei das primäre Studienziel betrachtet werden, welches das Gesamtüberleben ohne dauerhafte funktionelle Verschlechterung des Patienten in den Blick nimmt.
  • Gegenstand der laufenden NOA-19 ist die Neurokognition bei Patienten mit der (erstmaligen) Verdachtsdiagnose eines Glioblastoms. Dabei wird der Frage nachgegangen, inwiefern sich vor und nach einer Operation bzw. Biopsie des Tumors und im weiteren Verlauf der Erkrankung Veränderungen der Denk- und Merkfähigkeit zeigen. Bis dato wurden 70 der geplanten 192 Patienten in die seit April 2016 rekrutierende Studie eingeschlossen.
  • Die NOA-20 greift das innovative Design einer Umbrella-Studie auf, bei der eine nach bestimmten Kriterien ausgewählte Tumorentität – hier das neudiagnostizierte Glioblastom ohne Methylierung des MGMT-Promoters – je nach Ergebnis einer umfassenden molekularen Analyse einem experimentellen Arm zugeteilt wird. Wenn ein entsprechendes Target im Tumor gefunden wird, werden die Patienten parallel zur Strahlentherapie zielgerichtet mit einem der ausgewählten Medikamente behandelt. Wird kein passendes Ziel gefunden, erhalten die Patienten parallel zur Strahlentherapie APG101, Atezolizumab oder TMZ, für die kein spezifischer Biomarker validiert ist.
  • Das gleiche Prinzip liegt der ganz neu diskutierten NOA-24 zugrunde, wobei hier der Fokus auf den nichtmethylierten Glioblastomen liegt. Zu den zu untersuchenden Substanzen sollen hier unter anderem auch Methadon, Metformin und Resveratrol gehören – jeweils in Kombination mit Temozolomid. Die Studie befindet sich noch in der Planungsphase.

 

Die Immuntherapie war auch bei der NOA-Jahrestagung 2017 ein eigener Programmpunkt. Die Ergebnisse größerer klinischer Studien beim Glioblastom bestätigten bisher nicht die hohen Erwartungen, die sich an immuntherapeutische Konzepte knüpfen. Exemplarisch dafür steht die ACT-IV-Studie, die keinen Vorteil einer Vakzinierung mit Rindopepimut bei EGFRvIII-positiven Tumoren zeigte. Auch eine Monotherapie mit dem PD-1-Checkpoint-Inhibitor Nivolumab scheint als Therapieoption für Patienten mit Glioblastomrezidiv angesichts der Daten der CheckMate-143-Studie nicht in Frage zu kommen.

 

Demgegenüber liegen mittlerweile vielversprechende Daten aus Studien zu immuntherapeutischen Ansätzen bei Patienten mit Hirnmetastasen vor. Hierbei zeigten sich in mehreren Untersuchungen beim Einsatz der Checkpoint-Inhibitoren Nivolumab, Ipilimumab oder Pembrolizumab relativ hohe und andauernde Ansprechraten, insbesondere bei Patienten mit Melanom oder nicht-kleinzelligem Lungenkarzinom als Primärtumor. Eine Erklärung hierfür könnte die höhere Mutationslast dieser Tumoren sein, welche mit einer größeren Anzahl potenziell von Immunzellen angreifbaren Neoantigenen einhergeht. Dies steht im Einklang mit der Beobachtung, dass Patienten mit einer höheren Dichte tumorinfiltrierender Lymphozyten eine bessere Prognose zeigen.

 

Diskutiert wurden darüber hinaus auch andere Behandlungsmöglichkeiten von Hirnmetastasen. Wenngleich man aktuell nicht von wesentlichen Neuerungen sprechen kann, bestätigt sich auch bei diesem Krankheitsbild der Nutzen der neurochirurgischen Intervention. So profitieren auch oligometastasierte Patienten mit zwei bis vier Hirnmetastasen von einer Resektion, wobei hier neben den Parametern Überlebenszeit und Tumorkontrolle auch die Besserung der klinischen Symptomatik sowie die Lebensqualität in Betracht gezogen werden sollten. Vor dem Hintergrund der Fortschritte in der systemischen Therapie besteht zudem vermehrt eine Indikation zur Gewinnung und Analyse von Gewebe der Hirnmetastasen.

 

Gesprächsthema waren weiterhin verschiedene strahlentherapeutische Konzepte. Eine richtungsweisende Frage hierbei ist, inwiefern die stereotaktische Radiochirurgie angesichts verschiedener Variationsmöglichkeiten der Methode auch bei größeren oder multiplen Hirnmetastasen das Spektrum der zur Verfügung stehenden Therapieoptionen erweitert.

 

Mehr zu Therapiemöglichkeiten und derzeit verfügbaren Studien bei Hirntumoren erfahren Sie über unseren telefonischen Informationsdienst unter 03437.702 702.

 

 

© 18.09.2017 bdr, mth, Deutsche Hirntumorhilfe e.V. | www.hirntumorhilfe.de