Schmerz geht, Stolz bleibt

Zunächst war die Enttäuschung groß: Mit der offiziellen Absage des Leipzig Marathon, bei dem sie im Team der Deutschen Hirntumorhilfe starten wollte, verabschiedete sich auch Melanies Motivation, weiter für die geplante Halbmarathondistanz zu trainieren. Kein weithin sichtbares Läuferfeld bei einem großen Sportevent, keine Öffentlichkeit für die Anliegen von Patienten und Angehörigen. „Die Luft war erst einmal raus“, erinnert sie sich zurück. Ruhe findet sie trotzdem nicht.

 

„Ich überlegte hin und her, wie ich die Aktion ‚Laufen gegen Hirntumore‘, die nun dezentral, bundesweit und mit ausreichend Sicherheitsabstand stattfinden sollte, wirkungsvoll unterstützen könnte“. Zwei Tage vor dem virtuellen Startschuss fällt schließlich die Entscheidung, den Halbmarathon doch zu absolvieren: Allein, vor der eigenen Haustür, verbunden mit einem Spendenaufruf. Kurzentschlossen informiert sie Freunde, Verwandte und Bekannte über verschiedene soziale Netzwerke. „Ich dachte mir, wer weiß, vielleicht kommen ja tatsächlich ein paar Euro zusammen?“

 

Dann die Überraschung: Der Aufruf entwickelt sich innerhalb kurzer Zeit zu einem "Großprojekt" in Melanies Bekanntenkreis: „Binnen weniger Stunden kamen rund 600 Euro an Spendengeld zusammen. Ich war so positiv überrascht über die Unterstützung, dass ich zwischenzeitlich vergaß, dass ich schon sehr, sehr lange keine so lange Strecke mehr gelaufen war…“ Eine echte Herausforderung, doch der Plan steht.

 

Pünktlich um 10:00 Uhr morgens geht es am 26. April los. „Obwohl es kein nervöses Gedränge an der Startlinie, keine Zuschauer gab, spürte ich ein Kribbeln: Es war schön und motivierend zu wissen, dass sich deutschlandweit genau in diesem Moment viele weitere Läufer, Walker und Radler im Trikot der Deutschen Hirntumorhilfe auf den Weg machen!“ Die ersten Kilometer vergehen wie im Flug. Begleitet wird Melanie von ihrem Mann, der auf dem Fahrrad die notwendige Versorgung mit Getränken bei sommerlichen Temperaturen sicherstellt.

 

„Bei Kilometer 17 Kilometer erwischte mich dann das Tief. Meine Beine wurden immer schwerer.“ Der Gedanke, die restliche Strecke einfach gemütlich gehend zurückzulegen ist verführerisch. „Doch dann dachte ich an das Vertrauen, dass mir all meine Freunde, Nachbarn, Bekannten und Arbeitskollegen mit ihren Spenden und begeistertem Feedback entgegengebracht hatten. Mehr noch: Viele von ihnen hatten die Idee aufgegriffen, liefen an diesem Tag selbst an ihren jeweiligen Wohnorten ihre ganz persönlichen Strecken mit und sammelten Spenden. Eine Freundin hatte sich etwa die verrückte Herausforderung gesucht, 5 Kilometer zu laufen – rückwärts! Aufgeben kam gar nicht in Frage.“

 

Weiter, immer weiter

Das Wissen um die Unterstützung all dieser Menschen trägt Melanie schließlich weiter, 21,56 Kilometer bis über die selbstgesteckte Ziellinie. „Ich war platt. Aber ich habe die Halbmarathondistanz tatsächlich geschafft! Mein Fazit: Der Schmerz geht – der Stolz bleibt!“ lacht Melanie. Neben der tollen sportlichen Leistung sind bei der Aktion sagenhafte 1.726,55 € Spendengeld zusammengekommen!
 

Die Belange von Betroffenen offen thematisieren, Aufmerksamkeit schaffen für die seltene Erkrankung, all das ist Melanie wichtig. „Ende November 2018 hatte mein Mann einen MRT-Termin wegen seiner anhaltenden Kopfschmerzen. Die Ärzte sprachen damals von einer reinen Routineuntersuchung. Das Ergebnis: Zwei so genannte ‚Raumforderungen‘“. Der Befund riss dem Paar den Boden unter den Füßen weg. „Mit dem Ergebnis der Biopsie starb kurz darauf auch unsere letzte Hoffnung, dass es sich um einen gutartigen Tumor handeln könnte“ erinnert sich Melanie. „Wir fühlten uns überfahren von der Diagnose und erst einmal völlig allein.“ Zwei Operationen, Strahlen- und Chemotherapie folgten.

 

„Wir können ab jetzt nur hoffen, dass das Ding in seinem Kopf möglichst lange schläft und dass Medizin irgendwann (rechtzeitig) der Durchbruch in der Behandlung maligner Hirntumoren gelingt. Bis dahin heißt es: Alle drei Monate zur MRT-Kontrolle und jedes Mal Daumen drücken und beten“, so beschreibt Melanie die Situation. In den vergangenen Monaten ist das Gefühl des Alleinseins einer neuen Zuversicht gewichen. „Nicht zuletzt durch die Deutsche Hirntumorhilfe wissen wir, dass wir in unserer Situation nicht allein sind. Gemeinsam sind wir sind stärker, als wir denken!“

 

Und Melanies Lauflust ist ungebrochen: „Ich freue mich schon, dass T-Shirt der Deutschen Hirntumorhilfe zukünftig bei weiteren Laufveranstaltungen zu tragen!“.

Melanie in Aktion:

Melanies Ehemann war nicht nur als Motivator, Versorger und Streckenguide mit dabei, sondern hat die Aktion auch mit Foto- und Filmkamera begleitet.

 

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