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News - Kohlenstoffionen beim Glioblastom

Schwerionen haben keinen Einfluss auf Überlebenszeiten

In der monozentrischen Phase II-Studie CLEOPATRA wurde ein Kohlenstoffionen-Boost mit einem Protonen-Boost verglichen, der beim neudiagnostizierten Glioblastom nach der Operation und einer Standardstrahlentherapie mit Photonen bis zu 50 Gy auf den makroskopischen Tumor in Kombination mit dem Chemotherapeutikum Temozolomid angewendet wurde.

 

Hintergrund der Studie war, dass Kohlenstoffionen physikalische und biologische Vorteile bieten. Aufgrund ihres invertierten Dosisprofils und der hohen lokalen Dosisdeposition innerhalb des Bragg-Peaks sind eine präzise Dosisapplikation und die Schonung des Normalgewebes möglich. Darüber hinaus bieten Kohlenstoffionen im Vergleich zu Photonen eine höhere relative biologische Wirksamkeit (RBW). Protonen hingegen bieten eine RBW, die mit der von Photonen vergleichbar ist.

 

Im experimentellen Arm wurde der makroskopische Tumor mit einem Kohlenstoffionen-Boost bis zu einer Gesamtdosis von 18 Gy in sechs Fraktionen bei einer Einzeldosis von je 3 Gy bestrahlt. Im Standardarm wurde ein Protonen-Boost bis zu einer Gesamtdosis von 10 Gy in fünf Einzelfraktionen von je 2 Gy E verabreicht. Primärer Endpunkt der Studie war das Gesamtüberleben, sekundäre Endpunkte waren das progressionsfreie Überleben, die Toxizität und Sicherheit der Behandlung.

 

Patienten, die die Einschlusskriterien der Studie erfüllten, wurden nach dem Zufallsprinzip 1:1 in die beiden Behandlungsarme eingeteilt. Auf der am vergangenen Wochenende digital stattgefundenen Jahrestagung der Europäischen Vereinigung für Neuroonkologie (European Association of Neuro-Oncology EANO) sind nun die Ergebnisse der CLEOPATRA-Studie vorgestellt worden.

 

Gleichwohl durch Kohlenstoffionen die Nebenwirkungen reduziert und die Lebensqualität der Patienten gesteigert werden konnte, hatte die Behandlung hinsichtlich der Überlebenszeiten keinen zusätzlichen Nutzen, da es zwischen beiden Behandlungsgruppen keinen statistisch signifikanten Unterschied weder für das Gesamtüberleben noch für das progressionsfreie Überleben gab. Somit fehlen bislang überzeugende Daten zur Überlegenheit einer Strahlentherapie mit Kohlenstoffionen.

 

Perspektivisch wollen sich die Wissenschaftler verstärkt mit der Biologie der Tumoren befassen, um die für eine Kohlenstofftherapie am besten geeigneten Patienten herauszufinden.

 

Festzuhalten ist, dass die Behandlung mit Kohlenstoffionen im Rahmen klinischer Studien angeboten werden sollte und als experimentell zu betrachten ist, bis solide Daten einen Nutzen nachgewiesen haben.

 

© 01.10.2021 mst, Deutsche Hirntumorhilfe e.V. | www.hirntumorhilfe.de

Quelle

Combs S: Carbon ion therapy for brain tumours in theory and in practice. In: Oral Session 3: Exploring new radiation therapy technologies. EANO Meeting - 16th Meeting oft he European Association of Neuro-Oncology. 2021 Sept 25.

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