Nach vorn Schauen lohnt sich

Im Gespräch mit Nadine und Martin von der Selbsthilfegruppe Münster

Seit wann gibt es die Selbsthilfegruppe Hirntumor Münster?

Gegründet haben wir die Gruppe 2015. Wir wollen Betroffenen zeigen, dass es sich lohnt, zu kämpfen. Das geht besonders gut im Austausch mit anderen. Wir haben gemeinsam schon so manche Statistik Lügen gestraft.

An wen genau richtet sich eure Selbsthilfegruppe?

Eingeladen ist jeder, der von dem Thema Hirntumor betroffen ist. Wir möchten sowohl Patienten, als auch Angehörige erreichen. Jeder ist willkommen!

Wie seid ihr die Organisation angegangen?


Zunächst ging es darum, einen Raum für die Treffen zu finden. Da hat uns die Selbsthilfe-Kontaktstelle im Paritätischen Zentrum in Münster unterstützt, wofür wir sehr dankbar sind. Die ersten Interessierten erreichten wir über Flyer, die wir auch heute noch bei niedergelassenen Onkologen und in den Krankenhäusern der Umgebung auslegen.

Wie groß ist die Gruppe heute und wie oft trefft ihr euch?

Wir sind derzeit ungefähr 15 Personen und treffen uns immer um 11:00 Uhr am ersten Samstag an den ungeraden Monaten im Jahr.

 

Mancher fürchtet, dass es in Selbsthilfegruppen ausschließlich um Probleme, Trauer und negative Gefühle geht. Sie fürchten, dass die Probleme der anderen zusätzlich belastend wirken. Wie geht es bei euch zu, worüber sprecht ihr und gibt’s Tabus?

Nun – gesprochen wird über alles, dabei gibt’s keine Tabus. Gruppenmitglieder, die in schweren, düsteren Phasen, vielleicht sogar depressiv sind, versuchen wir zu stärken und aufzubauen. Es geht darum, zu zeigen und dazu beizutragen, dass man auch mit einem Hirntumor lange und mit einer guten Lebensqualität leben kann. Im Mittelpunkt steht bei uns eine positive Grundeinstellung zum Leben – die wollen wir vermitteln, weitergeben und bewahren. Dazu passt auch unser Motto: "Wer kämpft, kann verlieren. Wer nicht kämpft, hat schon verloren." Es geht nicht darum, nicht auch traurig oder mutlos sein zu dürfen – sondern darum, das Gute dabei niemals aus den Augen zu verlieren, bzw. es wiederzufinden.
Wir sind keine Trauergruppe, sondern eine fröhliche Gruppe mit Handicap. Natürlich sind wir uns bewusst, dass sich die Situation bei jedem einzelnen von uns krankheitsbedingt schnell ändern kann. Dann stehen wir den Betroffenen auch am Ende des Weges mit all unserer Kraft bei und haben immer auch ein Ohr für die Angehörigen.

Martin und Nadine

Inwiefern hilft euch persönlich der Austausch mit anderen Betroffenen?

Bei den Treffen tut es immer gut zu sehen, dass man nicht allein mit der Krankheit ist. Zusammen sind wir einfach stärker. Auch große Herausforderungen fühlen sich leichter an, wenn man weiß, dass es Menschen gibt, die genau wissen, was du durchmachst.
Jeder persönliche Kontakt von Gleichgesinnten ist ein besonderes Erlebnis. Und wenn man miterlebt, wie Erkrankte auch mit schweren Diagnosen noch lange und gut leben können, dann macht das einfach Mut!

 

Habt ihr einen festen Ablauf, bzw. Rituale während eurer Treffen?

Nein, eigentlich nicht. Uns ist es wichtig, ungezwungen ins Gespräch zu kommen, sich über die Krankheit und Probleme auszutauschen, aber auch über andere Themen, die nichts mit dem Hirntumor zu tun haben, wie Hobbys, Familie, ganz Alltägliches.  

Gibt es neben den Gesprächsrunden auch andere Aktivitäten / Unternehmungen zusammen?

Aber sicher! Wir treffen uns gern mal zum Kaffee, schlendern über den Weihnachtsmarkt, besuchen Museen oder Veranstaltungen wie den Hirntumorinformationstag… Für Ideen sind wir immer offen.

Darf man auch mal einfach so zum Reinschnuppern bei Euch vorbeischauen?

Natürlich. Jeder ist uns willkommen, jeder darf uns besuchen und natürlich jederzeit neu und frei entscheiden, ob er noch einmal kommen möchte oder nicht. Die meisten aber bleiben uns treu und kommen regelmäßig.

Ist es in Ordnung, erst einmal nur zuhören und nicht selbst so viel erzählen zu wollen?

Sicher ist das in Ordnung! Die Erfahrung zeigt, dass sich bis jetzt jeder bei uns wohl fühlt und aktiv an unseren Gruppentreffen teilnimmt. Traut euch!

Kontakt

Weitere Informationen und Kontaktdaten über die bundesweit zentrale Beratungsstelle IKOS (Informations- und Kontaktstelle für Hirntumor-Selbsthilfe) unter der Telefonnummer: 03437.947 94 21

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