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Erfahrungsbericht Marcel III

"Ich setzte mich auf die Bettkante, griff nach meiner Sprudelflasche, als ich bemerkte, dass ich auf meinem linken Ohr nur dumpf hörte. So als wäre beim Tauchen Wasser hineingelaufen. Noch während ich darüber nachdachte, wie Wasser in mein Ohr gekommen sein könnte, tropfte plötzlich Flüssigkeit aus meiner Nase auf die Bettdecke. […] Ich drückte den Notfallknopf. Die Schwester kam ganz gelassen ins Zimmer. 'Mir tropft irgendwas aus der Nase. Erkältet bin ich nicht und Nasenbluten hab ich auch keins. Mein linkes Ohr ist auch zu, als ob Wasser drin wäre.' 'Okay. Legen Sie sich hin. Ich spreche mit einem Arzt. Haben Sie sonst Schmerzen?' 'Die üblichen halt. Es geht schon', sagte ich und rollte mit den Augen. Sie kam nach kurzer Zeit mit einem jungen Arzt zurück. 'Hallo. Die Flüssigkeit, die Ihnen aus der Nase läuft, ist Liquor, oder verständlicher gesagt: Hirnwasser. Das kommt vor, wenn man den Schädel bzw. das Hirn verletzt. […] Ich sauge Ihnen jetzt erst mal das Wasser ab. Das nennt man Lumbalpunktion. Dabei wird mit einer Nadel zwischen zwei Lendenwirbeln in den Rückenmarkskanal eingestochen, über die Hohlnadel läuft dann das Hirnwasser ab. […] Setzten Sie sich bitte auf die Bettkante. […] Eins, zwei ... schon drin. – Alles in Ordnung?' […] 'Ja, alles gut.' Er legte die erste Ampulle auf den Beistelltisch und griff sich die nächste. Ein stechender Schmerz breitete sich in meinem Kopf aus. Er nahm ein neues Fläschchen vom Tisch und zapfte weiter mein Hirnwasser ab. 'Sind wir bald fertig?', hechelte ich. […] Ich spürte quasi, wie ich die Farbe aus meinem Gesicht verlor. Die Geräusche um mich herum wurden dumpf."

[…]


"Zum Glück halfen die Schmerzmittel, bevor meine Eltern zu Besuch kamen. Sie waren, glaube ich, schockiert, mich so zu sehen. Der Verband und das geschwollene Gesicht ließen mich aussehen, als hätte ich eine üble Schlägerei hinter mir. Ich erzählte so gut es ging, was ich erlebt hatte. Außerdem versuchte ich, die Gespräche mit den Ärzten wiederzugeben. Meine Mutter wollte alles genauestens wissen. Erst jetzt bemerkte ich, wie sehr mich das anstrengte. Das Denken, das Sprechen und das Zuhören erschöpften mich richtig. Ich war froh, als ich wieder allein war. Ein paar Nachrichten wechselte ich noch mit meiner Freundin, bis ich völlig ausgelaugt einschlief."

Die Operationsnarbe wird bleiben

"Wie soll ich das bis Montag hier aushalten? Es geht mir gut! Es stehen keine Untersuchungen mehr an. Ich liege hier nur den ganzen Tag im Bett, und das bei dem Wetter. Morgen muss ich da noch mal nachhaken. Den Film im Fernseher verfolgte ich nur halbherzig, da ich mit meiner Freundin nebenher chattete. Wir schrieben über ihre Arbeit. Sie hatte keine Lust mehr, und ich wäre froh, wenn ich zum Arbeiten gehen könnte. Dann bestellte ich bei ihr noch ein McDonalds-Menü für die nächsten Tage. Darauf hatte ich schon seit Tagen Bock.

Plötzlich hatte ich das Gefühl, mein Schädel würde platzen. So einen Schmerzstoß hatte ich noch nie. Mir wurde ganz schwindlig und dumpf im Kopf. Ich wusste, was Sache ist – ein Anfall! Ich schrieb Nadi gleich, dass ich wohl einen Anfall hätte. Sie befahl mir, sofort nach der Schwester zu klingeln. Aber ich wollte in meinem Wahn nicht auf sie hören. […] 'Es geht hier um deinen Kopf! Sei doch nicht so doof!' Ich war wohl doof, und zwar sehr doof. Ich war ganz fest davon überzeugt, dass die Pfleger und Ärzte mir nicht helfen könnten. […] Das Letzte, woran ich mich erinnern kann, ist, dass ich vom Bad zum Bett torkelte, mich hinlegte, die Augen schloss und heftig zu atmen begann. Dann fiel der Vorhang."


[…]

Selbstportrait nach Status epilepticus

"Der Arzt kam an mein Bett. 'Sie machen Sachen. Wie geht’s Ihnen?' 'Ähhh …. ddut', stotterte ich. 'Ach, ja. Machen Sie langsam. Das mit dem Sprechen kommt wieder. Ich erkläre Ihnen mal, was genau ein Status epilepticus ist. Wenn ein epileptischer Anfall länger als drei Minuten dauert, spricht man von einem Status epilepticus – oder in Kurzform von einem Status. Das kann lebensbedrohlich sein, da einerseits durch die körperliche Belastung und andererseits durch die beeinträchtigte Steuerung des zentralen Nervensystems wichtige Körperfunktionen ausfallen können – darunter die Steuerung von Atmung, Blutdruck und Körpertemperatur. Deswegen hat es oberste Priorität, darauf zu achten, dass Sie Ihre Zunge nicht verschlucken. Haben Sie komische Gefühle im Kopf? Kalt oder heiß?' Ich zeigte mit dem Daumen nach oben. 'Okay. Keine Sorge, das wird wieder. Wir erhöhen jetzt Ihre Antiepileptika-Dosis. […] Ganz ohne sind die Pillen aber nicht. Sie können einige Nebenwirkungen haben, wie Schwindel, Übelkeit oder Vergesslichkeit. Aber da müssen Sie jetzt durch. – Sie haben mich übrigens um meinen wohlverdienten Schlaf gebracht', sagte er lächelnd. Ich zuckte mit den Schultern und machte eine Geste des Bedauerns. Als später eine Schwester mit einer Tablettenbox erschien und mir den Inhalt zeigte, schaute ich sie erschrocken an. 'Das ist ja nicht für lange so', meinte sie tröstend. Ich konnte 14 Tabletten zählen. 14 Stück, jeden Tag."

 

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